Wir suchen zu wenig – und auch der Atelierbeauftragte Dr. Martin Schwegmann kümmert sich nicht intensiv genug um ein Ausweichquartier für uns Künstler der Tretow Ateliers in der Mörikestraße. So zumindest der Vorwurf Peter Ottmanns, Architekt und Eigentümer des Künstlerhauses, das Ende September von uns Künstlern zu räumen ist.
Aber von Anfang an: Peter Ottmann war am Mittwoch in die Mörikestraße gekommen um den Künstlern und dem Atelierbeauftragten des Berliner Senates sein Konzept für das Haus zu präsentieren: Geplant sind eine Kita für 70 Kinder im Untergeschoss sowie 25 Ateliers im Untergeschoss und im ersten Stock. Außerdem soll das Gebäude um 2 Etagen aufgestockt werden, in denen 24 Maisonett-Wohnungen für Familien geplant sind. Der Grundriss des Gebäudes solle besser genutzt werden, so Ottmann.
Oberflächlich schien der Entwurf in der Tat durchdacht. Ein Gemeinschaftsraum für die Künstler soll entstehen und Wohnungsmieter sollen sogar neben einem Gemeinschaftsraum eine Süd-Terrasse bekommen. Zu jedem Atelier soll ein Kellerraum gehören, um Bilder und Materialien lagern zu können.
Bleibt die Frage, ob eine Kita die morgens bis nachmittags Lärm macht, ein Haufen Künstler, die auch mal Abends oder nachts laut arbeiten und Bewohnern, die Zuhause eher die Ruhe suchen, eine gute Gemeinschaft für ein Haus darstellen.
Dann wechselte Martin Schwegmann das Gesprächsthema und kam auf die Situation der Künstler zu sprechen, lobte Herrn Ottmann für seine Zusage, dauerhafte Ateliers schaffen zu wollen, konstatierte aber eine gewisse Zerrissenheit, da Peter Ottmann kurzfristig auch dafür sorge, dass Künstler auf der Straße landen.
An diesem Punkt gab Peter Ottmann zu verstehen, er könne sich nicht vorstellen, dass es in Berlin keine Ausweichquartiere mehr gebe. Er habe erheblich Zweifel an dem Engagement der Künstler und auch an dem von Herrn Schwegmann, der einen Kontakt Peter Ottmanns zu Engel & Völkers [sic!] nur nachlässig genutzt habe. Martin Schwegmann gab an, dass weder von Engel & Völkers noch von anderen Quellen Objekte dabei gewesen seien, die bezahlbar sind und sich in einem kurzfristig bezugsfertigen Zustand befinden.
Im Laufe der Diskussion schlug Peter Ottmann diverse Lösungsvorschläge der Künstler aus. Unter anderem auch den Vorschlag den Umbau um ein Jahr zu verschieben, um mehr Zeit zum Suchen und Herrichten eines möglichen Ausweichquartieres zu bekommen. Dies lehnte Herr Ottmann rundheraus ab. Kitas und Wohnungen würden kurzfristig gebraucht und wögen mehr auf als der kurzzeitigen Verlust von Ateliers. Dieses Ausspielen von verschiedenen Interessen mit dem Ziel, die persönliche Vision eines Gebäudes zu verwirklichen, kann man nur als zynisch bezeichnen.
Das Treffen wurde ohne Ergebnis beendet. Wir forderten Herrn Ottmann auf, einen unserer Lösungsansätze zu unterstützen oder einen eigenen Beitrag zur Lösung des Konfliktes einzubringen, da wir sonst annehmen müssten, dass er nicht an einer Lösung interessiert ist. Immerhin deutete Herr Ottmann an, sich eventuell auch persönlich mit der Suche eines Ausweichquartiers zu beschäftigen. So bleibt uns zu wünschen, dass er uns mit unserer Aussage, in der Stadt sei nichts zu finden, Lügen straft.
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