Treptow-Ateliers vor dem Aus
26 Künstler*innen der Treptow Ateliers müssen zwischen Weihnachten und
Neujahr 2022 aus ihren Atelierräumen in der Wilhelminenhofstraße 83-85 raus.
Und das in einer Situation, wo viele von ihnen ohnehin von Corona, der
Energiekrise und Inflation betroffen sind.
Ende Oktober haben die Künstler*innen der Treptow-Ateliers die Mitteilung erhalten, dass sie ihren Standort in der Wilhelminenhofstraße 83-85 am 15. Januar 2023 räumen müssen. Damit scheint das Ende eines weiteren Berliner Künstlerhauses besiegelt.
Leider haben es die Künstler*innen nicht geschafft, in der Zeit, in der sie das
Gebäude übergangsweise nutzen durften, eine bezahlbare neue Bleibe zu finden.
Dabei hätte es eine Lösung gegeben:
150 Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt in der Wilhelminenhofstraße 90a,
verfällt seit mehr als 13 Jahren eine alte Berufsschule, deren Nutzung der
Senatskulturverwaltung zugesprochen ist. Schon vor zweieinhalb Jahren, als die
Treptow-Ateliers ihr damaliges Stammhaus in der Mörikestraße 8-12 räumen
mussten, hatten sie der Senatskulturverwaltung ein Konzept für die Schaffung eines Atelierhauses vorgelegt. Der Plan sah vor, dass die Künstler*innen in Eigenregie das Gebäude sanieren und für die Treptow-Ateliers sowie für andere Künstler*innen nutzbar machen. Eine gemeinnützige Bank hatte damals bereits einen Kredit in Aussicht gestellt.
Der Plan fand bei Berliner Politiker*innen aller Fraktionen viel Zuspruch. Leider nicht bei Kultursenator Dr. Klaus Lederer. Dabei heißt es im Koalitionsvertrag der rot-rot-grünen Berliner Regierung: „Räume zur künstlerischen Produktion und Präsentation sind eine entscheidende Ressource. Für die Koalition hat die Sicherung […] und Schaffung neuer Räume hohe kulturpolitische Priorität.“
Dazu Christoph Schieder von den Treptow Ateliers: „Seit etwa zehn Jahren sind in
Berlin durchschnittlich 350 bezahlbare Ateliers jährlich verloren gegangen*. Dabei
hätte z.B. die alte Schule in der Wilhelminenhofstraße längst durch uns saniert
werden können. Die einzige Baumaßnahme, die Klaus Lederer in der
Wilhelminenhofstraße 90a vor zwei Jahren hat durchführen lassen, ist das Aufstellen eines Schildes mit der Ankündigung, dass dort bald Ateliers entstehen sollen. Wir fragen Sie, Herr Lederer, wann genau wird das denn sein?“
Zum Hintergrund:
Im Dezember 2012 zogen die ersten von Künstler*innen in das alte Atelierhaus in der
Mörikestraße in Berlin-Baumschulenweg. Seitdem ist viel passiert. Einige gingen,
andere kamen hinzu und langsam bildete sich eine Gemeinschaft, wie man sie nur
noch selten findet in Berlin. Ein Ort des Austausches und der gegenseitigen
Unterstützung, ein Ort des konzentrierten Arbeitens und der gemeinschaftlichen
Präsentation. 2018 dann kam die Kündigung. Im Sommer 2020 fanden die
Künstler*innen nach langer Suche deine provisorische Unterkunft in den Rathenau-
Hallen in Oberschöneweide, einem historischen, von der AEG erbauten
Fabrikkomplex. Aktuell sind 26 Künstler*innen in der Wilhelminenhofstraße 83-85
beheimatet. Bis zum Ende des Jahres müssen sie aus ihren Räumen ausziehen.
*) Weißbuch II Atelierförderung, Dr. Martin Schwegmann, Bernhard Kotowski, Maria Haberer, August 2021, Atelierbüro kulturberk bbk berlin